10 | 20.01.2025
Lithium: Der unterschätzte Schlüssel für Autoimmunerkrankungen
Autoimmunerkrankungen, stille Entzündungen und chronische Beschwerden – immer mehr Menschen sind betroffen, doch die Lösungen scheinen begrenzt. Stell dir vor, ein winziges Element könnte entscheidend sein, um das Immunsystem zu stärken, Entzündungen zu stoppen und sogar das Gehirn zu regenerieren: Lithium.
Im Interview mit Josef Strohmayer, einem führenden Arzt für Autoimmunerkrankungen und bioidentische Hormone, tauchen wir tief ein in die Welt von Lithium und seiner Bedeutung für die moderne Medizin. Er verrät, warum es nicht nur bei schweren Krankheiten, sondern vielleicht für jeden von uns wichtig sein könnte – und warum es gerade jetzt so relevant ist.

Laura:
Wer bist du, Josef, und was machst du genau?
Josef:
Mein Name ist Josef Strohmayer. Ich leite eine Privatpraxis in Traunstein, nahe dem Chiemsee, und beschäftige mich vor allem mit zwei Hauptspezialisierungen im Bereich der Autoimmunerkrankungen. Der Schwerpunkt entstand, weil ich selbst vom ersten Lebensjahr bis etwa zu meinem 23. Lebensjahr stark betroffen war. Damals hatte ich ein bis zwei schwere Asthmanfälle pro Woche. Im Laufe meines Medizinstudiums wurde mir bewusst, dass die Medikamente, die ich einnahm, keine Stabilität brachten. Nach vier Semestern Pharmakologie wurde mir klar, dass die Medikamente, mit denen ich behandelt wurde, nicht wirklich zur Heilung beitragen konnten. Ich begann zu erforschen, warum ich krank bin und was die Ursachen dafür sind. So stieß ich auf stille Entzündungen.
Mit der Zeit entwickelte ich ein Autoimmun-Konzept. Es umfasst 34 Ursachen, die zu einer Autoimmunerkrankung beitragen können. In meiner Praxis gehe ich mit meinen Patienten dieses Konzept durch. In anderthalb bis zwei Jahren kann man damit einen Rückgang der Krankheitsaktivität erreichen und das Immunsystem wieder stabilisieren. Dadurch wird Heilung wirklich möglich.
Mein zweiter Schwerpunkt liegt in der bioidentischen Hormontherapie. Hierbei verwende ich ausschließlich menschengleiche Hormone und keine synthetischen. Dies ist von großer Bedeutung, da synthetische Hormone langfristig negative Effekte wie ein erhöhtes Brustkrebsrisiko mit sich bringen können. Ein weiterer Bestandteil meiner Arbeit ist die Epigenetik mit dabei sowie die Umweltmedizin. Diese wird immer wichtiger, weil unser Leitungswasser und viele Lebensmittel toxische Stoffe enthalten. Nährstofftherapie ist ebenfalls ein großer Bestandteil meiner Arbeit. Unsere Lebensmittel enthalten deutlich weniger Nährstoffe als noch vor 50 Jahren, und der Bedarf an Nährstoffen steigt, weil immer mehr Menschen chronisch krank werden. Es gibt kaum jemanden, der wirklich gesund ist. (Das war eine kurze Vorstellung von meiner Arbeit.)
Wie bist du auf das Thema Lithium gestoßen?
Laura:
Wir sprechen heute über Lithium. Was hat dich dazu gebracht, dich mit diesem Thema zu beschäftigen?
Josef:
Ich glaube, es war ein Zufall, dass ich auf Lithium gestoßen bin. Ich hörte einen Vortrag von Dr. Nehls über die Wirkung von Lithium, speziell auf das Nervensystem, und das hat mich fasziniert. Daraufhin wollte ich wissen, ob es sinnvoll ist, Lithium in meiner Arbeit einzusetzen. Lithium ist bekannt dafür, dass es im Nervensystem wirkt, beispielsweise bei Patienten mit Multipler Sklerose oder Depressionen. Aber meine Intention war es, Lithium nicht nur für neurologische Erkrankungen einzusetzen. Lithium senkt Entzündungen, auch stille Entzündungen. Deshalb verwende ich es inzwischen bei fast allen meinen Patienten in der Praxis.
Aktuell arbeite ich mit dem Labor Rosler zusammen, um Referenzwerte für Lithium zu bestimmen. Wir messen bei unseren Patienten alle drei Monate die Lithiumwerte. Man könnte theoretisch auch früher messen, aber wir haben festgestellt, dass drei Monate ein guter Zeitraum sind, um Veränderungen zu beobachten. Ziel ist es, neue Referenzwerte zu erstellen, die wirklich praxisnah sind, weil es bisher kaum solche Daten gibt. Es gibt zwar einige theoretische Werte, aber praktische Studien fehlen oft. Die bisherigen Vermutungen bei den Werten liegen irgendwo zwischen zehn und 80 Mikrogramm pro Liter. Amerikanische Experten setzen Lithium oft ein, aber auch hier ist studienmäßig nichts vorhanden. Wir arbeiten gerade daran, systematisch Daten zu erheben und auch die Symptome unserer Patienten zu dokumentieren. Es ist spannend, denn wir haben sogar Patienten, die nach nur wenigen Wochen deutliche Verbesserungen zeigen.
Essenziell oder überbewertet?
Laura:
Josef, ich habe gehört, dass Lithium als essenziell bezeichnet wird und besonders bei Kindern häufig ein Mangel besteht (Aussage von Dr. Nehls). Was bedeutet das genau? Wirkt Lithium nur bei einem bestehenden Mangel, oder kann man es auch regelmäßig in niedrigen Dosen einnehmen?
Josef:
Fast alle Menschen haben einen Lithium-Mangel. Lithium ist zwar in kleinen Mengen in Nahrungsmitteln wie Mandeln oder Schokolade enthalten, aber das Problem ist, dass der Verbrauch höher ist als die Zufuhr. Der Bedarf steigt, weil die Entzündungen im Körper und im Gehirn zunehmen. Das führt dazu, dass auch andere Stoffe wie Kupfer, Zink und Co. stärker verbraucht werden. Dadurch kommt es zu einem schnelleren Mangel. Das macht es schwierig, ein gesundes Gleichgewicht zu halten.
Lithium wirkt aber nicht nur bei einem Mangel. Es fördert die Stammzellen und hilft dabei, das Gehirn wieder aufzubauen. Besonders bei Kindern ist Lithium sehr sinnvoll. Ich empfehle bei Kindern eine Anfangsdosierung von etwa einem Milligramm, besonders wenn sie Symptome wie neurologische Probleme oder Konzentrationsschwierigkeiten haben. Lithium ist extrem wichtig, weil es nicht nur die Immunreaktion verbessert, sondern auch Entzündungsprozesse im Gehirn reduziert. Diese Immunveränderungen durch Lithium sind extrem wichtig, weil man über BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor), Gehirn Entzündungsmarker oder Kinogenin – ein Marker für das Immunsystem im Gehirn – feststellen kann, ob Entzündungen oder andere pathologische Vorgänge im Gehirn vorliegen. Dabei zeigt sich, dass nicht nur Sport, sondern auch Lithium dass BDNF senkt. Das bedeutet, dass Entzündungen reduziert werden. In seltenen Fällen kann jedoch auch ein Mangel an BDNF auftreten. Dies kommt manchmal bei Kindern vor, wenn der BDNF-Spiegel zu niedrig ist. In solchen Fällen kann durch Bewegung, Lithium und B-Vitamine der Gehirnaufbau wieder gefördert werden.
Stille Entzündungen und Lithium
Laura:
Stille Entzündungen sind ja oft der Ursprung vieler Krankheiten, und viele Beschwerden machen wiederum stille Entzündungen. Kann man sagen, dass Lithium hier besonders effektiv ist?
Josef:
Absolut. Diese Erkenntnis, dass chronische Entzündungen in der heutigen Zeit ein Teufelskreislauf sind, bedeutet zum Beispiel:
Ein Mangel an Lithium führt dazu, dass Entzündungen ansteigen, die Bildung von Stammzellen abnimmt und der oxidative Stress zunimmt. Das alles belastet die Zellkraft der Mitochondrien, die dann weniger Energie bereitstellen können, weil der Verbrauch von Glutathion oder Vitamin C enorm steigt. Der Verbrauch steigt dann auch. Außerdem fördert dies die Mitochondriopathie, was dazu führt, dass der oxidative Stress weiter ansteigt und weniger Energie fürs Immunsystem zur Verfügung steht. Weniger Energie fürs Immunsystem bedeutet mehr Entzündungen. Der Körper kann die chronischen Entzündungen nicht ausreichend deckeln, da dieser Prozess quasi 24 Stunden am Tag abläuft. Man kann sich vorstellen, wie hoch der Energieverbrauch dadurch ist, was wiederum dazu führt, dass mehr Lithium verbraucht wird. Diesen Kreislauf muss man an allen vier Punkten durchbrechen: oxidativer und nitrosativer Stress, Mitochondriopathie, Entzündungen sowie Mangel an Lithium und Nährstoffen.
_Diese Kombination sorgt dafür, dass der Körper die chronischen Entzündungen nicht mehr ausreichend regulieren kann.
Der oxidative Stress steigt weiter, und die Entzündungen nehmen zu. Lithium kann hier sehr effektiv eingreifen, weil es die Entzündungen hemmt, die Stammzellen unterstützt und den gesamten Stoffwechsel entlastet._
Sollte jeder Lithium einnehmen?
Laura:
Würdest du empfehlen, dass jeder Lithium einnimmt, vielleicht sogar präventiv?
Josef:
Ich wäre vorsichtig mit pauschalen Empfehlungen, weil es individuelle Unterschiede gibt. Manche Menschen haben genetische Variationen, sogenannte Polymorphismen (MOA COMT), die dafür sorgen, dass sie Lithium langsamer abbauen. Solche Menschen können empfindlich auf höhere Dosen reagieren. Wenn der Lithiumspiegel zu hoch wird, können Nebenwirkungen wie Schwindel, Antriebslosigkeit oder sogar Halluzinationen auftreten.
Deshalb empfehle ich bei neuen Patienten, die Dosierung langsam zu steigern. Ich starte oft mit einem Milligramm, dann gehe ich auf zwei oder drei Milligramm hoch, je nach Bedarf. Der Spiegel sollte aber nach zwei bis drei Monaten kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass er im optimalen Bereich liegt. Es ist auch wichtig, MOA und COMT zu messen, damit man grundsätzlich weiß, wie verschiedene Substanzen abgebaut werden.
Für präventive Zwecke ist eine Dosis von einem Milligramm in der Regel unproblematisch und kann bedenkenlos eingenommen werden.
Welche Nebenwirkungen hat Lithium?
Laura:
Welche Nebenwirkungen können auftreten, wenn man Lithium einnimmt?
Josef:
Die häufigste Nebenwirkung ist, dass die Stimmung leicht nach unten gehen kann. Das bedeutet nicht, dass man depressiv wird, aber viele Patienten fühlen sich anfangs etwas ruhiger oder weniger motiviert. Manche berichten auch von leichter Abwesenheit oder Schwindelgefühlen. In seltenen Fällen können Halluzinationen, Sehstörungen oder andere neurologische Symptome auftreten, besonders bei höheren Dosierungen. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen jedoch, sobald die Dosierung angepasst wird oder der Körper sich daran gewöhnt hat. Es ist wichtig, den Lithium-Spiegel regelmäßig zu kontrollieren, um sicherzustellen, dass er weder zu hoch noch zu niedrig ist.
Lithium und gesetzliche Regelungen
Laura:
In Deutschland und der Schweiz ist es ja nicht erlaubt, Lithium als Nahrungsergänzungsmittel frei zu verkaufen. Was hältst du davon, Lithium aus dem Ausland, zum Beispiel aus den USA, zu bestellen?
Josef:
Natürlich gibt es in den USA Anbieter, die Lithium als Nahrungsergänzungsmittel verkaufen, und viele Menschen bestellen es über das Internet. Das Problem ist, dass eine selbstständige Einnahme von Lithium in höheren Dosen, beispielsweise fünf Milligramm oder mehr, ohne ärztliche Kontrolle nicht empfehlenswert ist. Am Anfang kann man zwar davon ausgehen, dass ein Mangel besteht und eine kleine Menge wahrscheinlich keinen Schaden anrichtet, aber nach zwei bis drei Monaten sollte der Spiegel auf jeden Fall überprüft werden.
Die Gefahr besteht darin, dass bei einer falschen Dosierung der Spiegel zu hoch werden kann. Das führt unter Umständen zu unerwünschten Nebenwirkungen. Außerdem hängt die benötigte Dosis auch von der Erkrankung ab: Patienten mit leichten Beschwerden kommen oft mit niedrigeren Dosen aus, während bei schweren Depressionen oder neurologischen Erkrankungen oft höhere Dosierungen notwendig sind. Solche Anpassungen sollten aber immer in Zusammenarbeit mit einem Arzt erfolgen.
Für welche Patienten ist Lithium besonders interessant?

Laura:
Welche Patienten profitieren am meisten von Lithium? Für welche Beschwerdebilder oder Erkrankungen setzt du es ein?
Josef:
Lithium ist besonders interessant für Patienten mit neurologischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Multiple Sklerose. Aber auch bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen oder stillen Entzündungen setze ich es regelmäßig ein. Meine Erfahrung zeigt, dass fast jeder Autoimmunpatient Entzündungen im Gehirn hat. Diese Entzündungen müssen nicht unbedingt spürbar sein, aber sie haben langfristig Auswirkungen auf die Neuroplastizität und die hormonelle Balance.
Ich verwende Lithium daher bei fast allen meinen Autoimmunpatienten, vorausgesetzt, ein Mangel liegt vor. Es hilft nicht nur, die Entzündungen im Gehirn zu senken, sondern verbessert auch die Neuroplastizität. Das ist besonders wichtig, weil Autoimmunerkrankungen oft auch hormonelle Veränderungen mit sich bringen, wie einen Abbau von Progesteron, Testosteron oder anderen Hormonen, die für den Schutz der Nervenzellen und die Hemmung von Entzündungen verantwortlich sind.
Die Zukunft:Lithium Niedrig Dosiert in der Medizin
Laura:
Glaubst du, dass Lithium künftig eine größere Rolle in der Medizin spielen wird? Derzeit ist es noch wenig verbreitet und wird von vielen Ärzten nicht regelmäßig verschrieben.
Josef:
Ich glaube, dass Lithium in der Schulmedizin weiterhin eher eine untergeordnete Rolle spielen wird. Der Bedarf an chronischen Patienten wird aber immer größer, und ich vermute, dass viele Menschen zunehmend selbst nach Lösungen suchen werden. Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel wächst stetig, und Lithium könnte in diesem Bereich an Bedeutung gewinnen. Es wird vermutlich ein langsamer Prozess sein, bis Lithium in der Medizin breiter akzeptiert wird.

Lithium und Post-COVID-Syndrom
Laura:
Post-COVID ist aktuell ein großes Thema. Viele Menschen leiden unter Langzeitfolgen oder neurologischen Problemen. Hast du Erfahrungen mit Post-COVID-Patienten und der Wirkung von Lithium?
Josef:
Ich hatte bereits Post-COVID-Patienten in meiner Praxis. Bei den meisten handelt es sich um schwere Fälle mit neurologischen Langzeitfolgen, oft in Kombination mit einem allgemeinen Erschöpfungssyndrom. Lithium ist hier sicherlich ein Teil der Therapie, vor allem wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung. Es gibt aber auch andere Ansätze, die wir nutzen, um den oxidativen Stress zu reduzieren und die Mitochondrien zu unterstützen.
Dr. Nehls hat in einem älteren Interview erwähnt, dass Lithium in höheren Dosen auch beim sogenannten Zytokinsturm, der bei einer akuten Infektion auftreten kann, hilfreich sein könnte. Das halte ich für plausibel, da Lithium die Entzündungsreaktion moduliert. Allerdings fehlen dazu bisher systematische Daten.
Lithium und Zytokinsturm
Laura:
Kann ein Zytokinsturm, verursacht durch Infektionen oder Impfungen, mit Lithium behandelt werden?
Josef:
Ja, ich habe in meiner Praxis einige Patienten gesehen, bei denen ein Zytokinsturm eine Rolle gespielt hat. Grundsätzlich entsteht ein Zytokinsturm durch eine überschießende Entzündungsreaktion, bei der massenhaft entzündungsfördernde Stoffe, sogenannte Zytokine, ausgeschüttet werden. Diese Reaktion tritt nicht nur bei COVID-19 auf, sondern auch bei anderen entzündlichen Prozessen, wie etwa bei Borreliose oder anderen Infektionen.
Lithium kann hier hilfreich sein, allerdings nur, wenn es in ausreichender Dosierung verabreicht wird. Eine Dosis von einem Milligramm reicht in einem solchen Fall oft nicht aus, da sie die Entzündungen nicht effektiv hemmen kann. Man sollte mindestens drei bis fünf Milligramm einsetzen, idealerweise unter ärztlicher Kontrolle, um den Lithium-Spiegel und die entzündlichen Marker zu überwachen.
Die Herausforderung bei der Behandlung solcher Zytokinstürme ist, dass sie oft durch mehrere Faktoren ausgelöst werden, wie etwa Infektionen, Umweltgifte oder – wie du erwähnt hast – mögliche Reaktionen auf Impfstoffe. Der kausale Zusammenhang ist oft schwer nachzuweisen, aber die Behandlung konzentriert sich darauf, die Entzündungsreaktion insgesamt zu reduzieren.
Autoimmunerkrankungen und Lithium

Laura:
Du bist spezialisiert auf Autoimmunerkrankungen. Für diejenigen, die sich mit diesem Begriff noch nicht so gut auskennen: Welche Krankheiten zählen dazu, und wie behandelst du sie?
Josef:
Es gibt etwa 80 definierte Autoimmunerkrankungen. Grundsätzlich bedeutet das, dass das Immunsystem den eigenen Körper angreift. Das geschieht durch die Bildung von Antikörpern, die körpereigene Strukturen angreifen. Je nachdem, welches Gewebe betroffen ist, unterscheidet man verschiedene Krankheiten.
Ein Beispiel ist Multiple Sklerose, bei der die Schutzschicht der Nervenzellen angegriffen wird. Ein anderes bekanntes Beispiel ist Hashimoto, bei dem die Schilddrüse betroffen ist. Die Antikörper führen dazu, dass die Schilddrüse nach und nach zerstört wird, was langfristig zu einer Unterfunktion führt. Weitere Beispiele sind rheumatoide Arthritis, die die Gelenke betrifft, oder entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
In meiner Praxis sehe ich häufig auch Patienten mit Fibromyalgie, die oft mit Autoimmunprozessen verbunden ist, sowie Patienten mit Kollagenosen, bei denen das Bindegewebe und die Gefäße angegriffen werden. All diese Erkrankungen gehen mit chronischen Entzündungen einher.
Autoimmunerkrankungen: Herausforderungen in der Therapie
Laura:
Warum kommen so viele Autoimmunpatienten in deine Praxis? Was unterscheidet deinen Ansatz von anderen?
Josef:
Viele meiner Patienten haben oft eine jahrelange Odyssee hinter sich. Autoimmunerkrankungen werden häufig übersehen oder nicht rechtzeitig diagnostiziert. Selbst wenn die Diagnose gestellt wird, besteht die übliche Therapie in der Schulmedizin hauptsächlich aus Immunsuppressiva. Diese Medikamente unterdrücken das Immunsystem, haben aber oft massive Nebenwirkungen. Die Patienten berichten von Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen und einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität.
Mein Ansatz ist ein ganzheitlicher. Neben der Behandlung der körperlichen Symptome schaue ich mir auch die psychischen und energetischen Aspekte an. Autoimmunerkrankungen haben oft eine Verbindung zu traumatischen Erlebnissen oder chronischem Stress. Der Selbstwert spielt eine große Rolle, gerade bei Erkrankungen wie Hashimoto. Es ist wichtig, nicht nur die körperliche Ebene, sondern auch die geistige und emotionale Ebene in die Therapie einzubeziehen. Nur so ist eine echte Heilung möglich.
Ein Leitfaden zur Prävention chronischer Krankheiten
Laura:
Josef, wie können sich Menschen am besten vor Autoimmunerkrankungen schützen?
Josef:
Prävention ist das A und O. Es gibt einige grundlegende Dinge, die ich jedem empfehlen würde:
- Nährstoffe: Eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D3 und K2 (mindestens 5000 IE täglich) und einem hochwertigen Multivitaminpräparat, das alle wichtigen Mineralien und Vitamine enthält.
- Ernährung: Ich empfehle eine Ernährung, die pescetarisch, paleo, ketogen oder mediterran ausgerichtet ist. Wenig Kohlenhydrate, dafür viel Gemüse, gesunde Fette und gutes Eiweiß. Wichtig ist, dass die Lebensmittel möglichst biologisch und schadstofffrei sind.
- Wasserqualität: Leitungswasser ist heutzutage stark belastet und enthält über 3000 toxische Schadstoffe wie Weichmacher, Nanoplastik und Chemikalien.
- Stressmanagement: Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und regelmäßig Zeit für sich selbst zu nehmen, um Stress abzubauen.
- Bewegung: Tägliche Bewegung in der Natur ist essenziell, sei es durch Spazierengehen, Wandern oder andere moderate Aktivitäten. Bewegung reduziert Entzündungen und verbessert die körperliche und geistige Gesundheit. Eine Stunde Spazierengehen kann bereits antientzündlich wirken. Bewegung ist für Geist und Körper unverzichtbar.
- Spirituelle und energetische Ebene: Dieser Aspekt wird oft übersehen. Es ist wichtig, sich mit der eigenen Lebenssituation und den eigenen Glaubenssätzen auseinanderzusetzen. Oft sind unbewusste Blockaden oder ungelöste Themen ein großer Faktor, der Heilung verhindert. Die Spiritualität und die Energieebenen, die man nicht so einfach wahrnehmen kann, sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Das hat mit dem Sinn des Lebens und der Art und Weise, wie ich mein Leben gestalte, zu tun. Emotionale Triggerungen sollten ebenfalls betrachtet werden, da sie Einfluss auf Entzündungen haben können. Das Hormonsystem ist stark abhängig von der geistigen Haltung, was bedeutet, dass man auf verschiedenen Ebenen wie Nährstoffe, Hormone, Umweltmedizin und Epigenetik achten sollte. So vermeidet man, Opfer seiner Gene zu werden, und kann genetische Veränderungen vornehmen, die dazu beitragen, länger zu leben und eine höhere Lebensqualität zu erreichen, obwohl man gewisse Nachteile haben mag.
Die wachsende Zahl von Autoimmunerkrankungen

Laura:
Autoimmunerkrankungen nehmen weltweit zu. Gleichzeitig wächst der Markt für Nahrungsergänzungsmittel, Ernährungsprodukte und Lifestyle-Angebote. Wie siehst du diese Entwicklung? Wird die Gesellschaft insgesamt kränker oder gesünder?
Josef:
Die Gesellschaft wird definitiv kränker. Die Tumorquote liegt aktuell bei 48 % und das zeigen auch die Prognosen der WHO, die davon ausgehen, dass bis 2050 rund 78 % der Weltbevölkerung von chronischen Erkrankungen betroffen sein werden. Natürlich wächst damit auch der Markt für Nahrungsergänzungsmittel und andere Gesundheitsprodukte, weil die Nachfrage so groß ist. Aber die Qualität dieser Produkte variiert stark.
Viele Hersteller nutzen die Unsicherheit der Verbraucher aus. Die Menschen wollen etwas für ihre Gesundheit tun, aber ohne fachliche Beratung greifen sie oft zu Produkten, die entweder nicht wirken oder sogar schädlich sein können. In meiner Praxis messe ich regelmäßig die Nährstoffwerte meiner Patienten, um sicherzustellen, dass die Präparate tatsächlich etwas bewirken. Leider gibt es viele Produkte auf dem Markt, die nicht die Qualität haben, die sie versprechen.
Josefs Must-Haves: Essenzielle Nahrungsergänzungsmittel und empfohlene Marken
Laura:
Was sind deine Top 5 Nahrungsergänzungsmittel und welche Hersteller empfiehlst du, die jeder einnehmen sollte?
Josef:
Ja, es gibt einige Grundbausteine, die ich fast jedem empfehle:
- Omega-3-Fettsäuren sind essentiell für die Herzgesundheit und das Gehirn. Ich empfehle das Omega-3-Öl von der Firma Eqology.
- Vitamin D3 und K2 sind unverzichtbar für das Immunsystem und die Knochengesundheit. Vitamin K2 sorgt dafür, dass Vitamin D richtig verwertet wird. Empfehlenswert sind die Präparate von Aloha Sana.
- Magnesium ist an über 300 enzymatischen Prozessen im Körper beteiligt und unterstützt die Muskelfunktion sowie die Stressbewältigung. Ich empfehle Magnesium in gut verwertbarer Form, wie zum Beispiel Magnesiumcitrat oder Magnesiumbisglycinat von Know5 Magnesium.
- Der Vitamin B-Komplex, insbesondere bioaktive Formen wie Methylcobalamin (B12), ist wichtig für den Energiestoffwechsel und das Nervensystem. Empfehlenswert sind die Produkte von Mitocare.
- Eisenmangel ist besonders bei Frauen ein häufiges Problem. Hier bevorzuge ich Präparate mit Lactoferrin, da sie besonders gut verträglich sind, zum Beispiel von der Firma HFQ.
Diese Präparate sind eine gute Basis für jeden, unabhängig von Alter oder Gesundheitszustand. Natürlich gibt es immer individuelle Unterschiede, und je nach Lebenssituation oder Krankheitsbild kann der Bedarf variieren.
Ein Ansatz für die heutige Zeit

Laura:
Wir leben in einer sehr herausfordernden Zeit. Gibt es von deiner Seite einen generellen Rat, den du jedem mitgeben würdest, um gesund zu bleiben – körperlich und geistig?
Josef:
Absolut. Es geht nicht nur um die körperliche Gesundheit, sondern auch um die mentale und spirituelle Ebene. Wir befinden uns gerade in einer Phase des Wandels, einer neuen Ära der Menschheit. Das bedeutet, dass wir uns von alten Glaubenssätzen und Mustern verabschieden müssen, die uns nicht mehr dienen.
Ein wichtiger Ansatz ist es, sich mit sich selbst zu beschäftigen:
Was macht mich wirklich glücklich?
Welche Bedürfnisse habe ich?
Was kann ich loslassen?
Wenn wir uns von äußeren Zwängen wie Status, Geld oder gesellschaftlichem Druck befreien, können wir ein freieres und glücklicheres Leben führen. Diese innere Arbeit hat auch einen direkten Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit, weil sie Stress reduziert und Heilungsprozesse fördert.
Zusammenarbeit mit anderen Ärzten
Laura:
Du hast erwähnt, dass du intern mit Lithium und Autoimmunerkrankungen forschst. Wenn andere Ärzte Interesse an deinen Erkenntnissen haben, können sie sich an dich wenden?
Josef:
Ja, definitiv. Ich teile meine Erfahrungen gerne mit anderen Ärzten, die sich für dieses Thema interessieren. Unsere Zusammenarbeit mit dem Labor Rosler liefert bereits spannende Erkenntnisse, und es wäre großartig, wenn wir diese Daten in Zukunft noch breiter nutzen könnten. Ärzte, die daran interessiert sind, können sich jederzeit bei mir melden.